Mein zweites Zuhause: Palermo

 Ciao a tutti und herzlich willkommen zu einem neuen Post! ✌

Heute gibt es einen ganz besonderen Beitrag, denn ich erzähle euch ganz viel über das wunderschöne Palermo. Ich habe nämlich gemerkt, dass ich am Anfang gar nicht so richtig was von der Stadt beschrieben habe und außerdem passt das gerade ganz gut, weil sonst nicht viel passiert ist. Also, ganz viel Spaß und ich hoffe, ich kann meinen Enthusiasmus für diese Stadt gut übermitteln! 😊

Dass Palermo die größte Stadt Siziliens, die Hauptstadt der Insel und sogar auch die fünftgrößte Stadt in Italien ist, wisst ihr wahrscheinlich schon alle, doch es gibt noch so viel mehr Spannendes, was diesen Ort ausmacht.
Einwohner zählen wir in der Stadt selbst knapp 700.000, doch als Metropolregion von Sizilien mit den angrenzenden Nachbargemeinden sind es mehr als eine Million Menschen, die diese Region
 ihr Zuhause nennen. Außerdem befinden wir uns an der Nordküste von Sizilien, an der sogenannten "conca d'oro", der goldenen Muschel.  Benannt wurde der Bereich so wegen der fruchtbaren Böden und der wundervollen Aussicht aufs tyrrhenische Meer und den Monte Pellegrino.  Das ist ein Traum! Wenn man dann allerdings genau hinsieht, ist Palermo die Perle dieser Muschel. Es ist eine Stadt voller Gegensätze: arm und reich, heruntergekommen und modern, italienisch aber auch orientalisch. Der langjährige Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, hat es einmal als "eine nahöstliche Stadt mitten in Europa" beschrieben. Und tatsächlich ist es die Mischung aus Architektur und Geschichte, die uns 500 Kilometer von Tunesien entfernt so eine fremde und spannende Kultur spüren lässt. 🏠🌟🌎

Geschichte und Einflüsse gibt es hier viele, denn im Laufe der Jahrhunderte musste die Stadt vielen Herren dienen. Gegründet wurde sie im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern, kurz bevor die Römer einmarschierten und auf Sizilien die Macht übernahmen. Die nachfolgenden Ostgoten wirtschafteten die Stadt runter, bis die Araber übernahmen und Palermo ihre Blütezeit erreichte. Sie revolutionierten die Landwirtschaft, förderten Wissenschaft und Kunst und ließen die Stadt durch die prächtigen Moscheen erstrahlen. Im Jahr 1072 erfreuten sich die Normannen am Erfolg der Araber und änderten an der wohlhabenden Stadt nur wenig. Den normannischen Einfluss sind man übrigens heute noch an vielen Gebäuden. Auch die Staufer verhalfen Palermo bei ihrer Hochform, bevor es nach deren Vertreibung bergab ging. Verschiedene Adelsfamilien der Bourbonen regierten Sizilien danach, doch gegen das pompöse Luxusleben der Adligen konnte das verzweifelte Volk nur wenig tun. Mehrere Aufstände schlugen fiel. Garibaldi war es, der Palermo und Sizilien 1860 endlich von der Bourbonenherrschaft befreite. Die Bomben des zweiten Weltkriegs hinterließen Jahre später große Lücken in der Altstadt, die bis heute noch gut sichtbar sind. Erst 1947 wurde Palermo Hauptstadt der neuen, teilautonomen Region Sizilien. 

Schluss mit Geschichte und weiter zum nächsten Punkt: die Sehenswürdigkeiten. 😝
Da werde ich jetzt nicht sehr in die Tiefe gehen, weil ich einige Monumente tatsächlich schon am Anfang des Jahres genauer beschrieben habe. 

Aber nochmal um es zu nennen, das schöne Teatro Massimo. Ein traumhaftes Theater aus dem 19. Jahrhundert. Für die Einwohner ein Anti-Mafia-Zeichen und für mich noch immer mein absoluter Lieblingsplatz. Doch nicht zu vergessen ist das nicht weit entfernte Teatro Politeama. Dieses Schauspielhaus mit den bunten Fenstern ein ganz zauberhafter Ort, nur leider hab ich es noch nicht von innen gesehen. 
Weil ich vorhin von den normannischen Einflüssen geredet habe: die Kathedrale von Palermo ist im arabisch-normannischem Stil erbaut worden und versteckt sich kurz hinter der großen Einkaufsstraße (Foto am Ende). Ein toller Ort, um mehr über die Geschichte der Stadt zu lernen und vielleicht auch einfach mal von Palmen umringt die Sonne zu genießen. ✨🌴 

Viele schöne castelli, giardini und palazzi gibt es natürlich auch, die ich jetzt aber nicht alle einzeln aufzählen will. Das Gesamtbild ist es, was die Stadt so einzigartig macht!

Eine Sache, die ich, glaube ich, noch nie erwähnt, habe sind die Streetfood-Märkte. Dafür ist die Stadt bekannt: brüllende Verkäufer, frittiertes Essen und Unmengen an Fisch, Obst und Gemüse. Sobald man über den mercato di ballarò oder über den mercato di capo geht, riecht es nach altem Fett und man versteht sein eigenes Wort nicht mehr, weil jeder versucht, seine Orangen zum besten Preis zu verkaufen. Ein noch sizilianischeres Gefühl gibt es nicht, als sich zwischen den Menschenmassen und Ständen hindurch zu zwängen und die wahre palermitanische Kultur zu spüren. Es ist absolut ein Erlebnis und anders als alles, was ich bis jetzt gesehen habe. Man darf sich nur nicht durch das viele tote Fleisch und den Fischgeruch abschrecken lassen. Das gehört dazu und macht es erst richtig besonders! 🍊🐟

Was ich an meinem neuen Wohnort so gerne mag, ist die Nähe der wichtigen Plätze in der Innenstadt. Trotz der großen Fläche der Stadt ist alles sehr zentriert und erzeugt ein sehr heimeliges Gefühl. Innerhalb einer halben Stunde kann man von beiden Theater über die Hauptstraße bis hin zur Kathedrale, zum Normannenpalast und den Märkten gehen. Keine 15 Minuten später landet man am Hafen. Ein hübscher Hafen mit vielen schicken Segelbooten und einer süßen Promenade. Weiter links kommen am Industriehafen auch jeden zweiten Tag die großen Kreuzfahrtschiffe an. ⛴

Insgesamt ist es die Mischung aus Meer, Bergen und süßer Innenstadt, die mich hier so willkommen fühlen lässt. Außerdem ist alles sehr parallel zueinander angeordnet, was mir als Orientierungs-Banausin natürlich sehr entgegen kommt. Immer noch nervig hingegen sind die 40 Minuten Fußweg in die Altstadt. Da wir nun mal nicht sehr zentral wohnen, mussten wir uns wohl oder übel an den Weg gewöhnen, denn auf öffentliche Verkehrsmittel kann man sich nie verlassen. Und wo wir schon bei den negativen Punkten sind, mache ich doch gleich mal weiter. Denn trotz der tollen Seiten Palermos gibt es auch einige nicht so Schöne, die man nicht ausblenden sollte. 

Als erstes kommt uns jetzt natürlich allen die Mafia in den Kopf. Bilder von Männern in schwarzen Mänteln, Geldwäsche vor unseren Augen und Ermordungen auf öffentlichen Straßen. Ja, all das gab es mal und ist auch nicht all zu lange Zeit her, doch der Rest ist Klischee. Palermos Gesellschaft ist längst über all die schrecklichen Geschichten hinweg und setzt viel mehr starke Zeichen gegen die Mafia. Nicht nur durch den Bürgermeister, sondern auch durch all die Anti-Mafia-Monumente, die von den Bewohnern verehrt werden. Es gibt absolut keinen Grund, sich auf den Straßen unsicherer zu fühlen als wir es in anderen Städten tun, denn solange wir das Wort mit M nicht in den Mund nehmen, passiert uns auch nichts. Nein, Spaß muss sein. Es gibt hier wirklich keinen Grund zur Sorge! 😉

Viel gefährlicher als die Mafia ist wahrscheinlich der Verkehr in der Innenstadt. Ein reinstes casino (Chaos) an Autos, Mopeds und E-Rollern. Als Fußgänger lautet die Devise, entweder eine halbe Stunde am Zebrastreifen zu warten, oder den Autofahrern tief in die Augen zu schauen und einfach zu gehen. Dann kommt man auch heile auf der anderen Straßenseite an. Meistens zumindest. Durch die vielen Fahrten mit dem Schulbus haben wir die Wege inzwischen auch sehr gut kennengelernt und wissen, wie man sich aus welcher Situation am besten raus manövriert. 🚶🚘

Auch der Müll der Stadt ist eine Sache, die man schlecht ausblenden kann, wenn man hier lebt. Es gibt einfach zu viel davon und er wird zu selten entsorgt. Die großen Müllhalden entstehen dadurch, dass viele Einwohner den Betrag für die Müllentsorgung nicht zahlen wollen oder können. Für sehr viele Palermitaner sind die Steuern zu hoch und man sieht den Menschen auf der Straße die Armut an. Auch die Arbeitslosenquote ist mit 14% eine der höchsten in ganz Italien. Arbeit zu finden ist hier einfach zu schwer, weil es zu viele Leute für zu wenig Stellen gibt. 
Auch wenn der Tourismus auf der Insel immer weiter ausgebaut wird, spürt man die Probleme der Stadt jeden Tag.

So langsam kommen wir zum Ende. Ich würde nur noch gerne erzählen, wie ich mich hier eigentlich so fühle. :)
Hätte mir vor acht Monaten jemand gesagt, dass man eine Stadt nach so kurzer so sehr lieben kann, hätte ich ihm nicht geglaubt. Aber knapp ein Jahr später, kann ich dem absolut zustimmen. Für mich ist Palermo mein Zuhause. Zugegebenermaßen ein anderes, als das in Dortmund, aber es ist eine zweite Heimat. Schon schnell hatte ich das Gefühl, hier richtig angekommen zu sein und mich auch von all den chaotischen Seiten der Stadt nicht einschüchtern zu lassen. Ich freue mich jeden Tag, die Berge vor meinem Fenster zu sehen und abends die Tür zu meinem Zimmer aufzuschließen. Es ist schon so weit gekommen, dass ich mich angegriffen fühle, wenn der Reiseführer die Palermitaner*innen als arrogant beschreibt. Dabei bin ich doch alles andere als eine wahre Palermitanerin, auch wenn ich mich manchmal so fühle...  😅
Ich liebe die Stadt von ganzem Herzen und freue mich jetzt schon riesig darauf, in ein paar Jahren hier hin zurück zu kehren und vielleicht sogar mal meinen Kindern von meinen Abenteuern an diesem Ort zu erzählen. 😍

Ich animiere euch hiermit alle, bitte in diese tolle Stadt zu fahren und euch von ihrer Schönheit überzeugen zu lassen. Sie ist Leben pur und es gibt so viele verschiedene Sachen zu sehen. Ihr werdet nicht enttäuscht sein! 

Ich danke euch sehr fürs Lesen dieses Posts und freue mich schon aufs nächste Mal, wenn ich euch was Spannendes aus meinem Leben hier zu berichten habe. 
Bis dahin ganz liebe Grüße und genießt den Sonnenschein!

Tanti saluti
Eure Joke 💙



Der mercato di ballarò



Das teatro massimo in Regenbogenfarben💗



Der Hafen 



Meine Freunde und ich am Strand 😚



Palermo bei Nacht 💫



Ich in der Villa Giulia :)



Das castello della zisa 💛



Die wunderschöne Kathedrale (mit den arabischen Einflüssen)



Und zuletzt noch ein Flohmarkt in der Altstadt 👋


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